Christian Thompson
Photography

Tauglschlucht 5.0 ein letzter Besuch

Abenteuer Tauglschlucht 5.0

Die Tauglschlucht ist ein sehr begehrter Fotospot mitten im Wald, welcher ohne ausgiebiger Recherche oder durch Freunde / Kontakte sehr schwer aufzufinden ist. Ich behaupte sogar, ohne jeglicher Hilfe ist dieser Ort nicht auffindbar. Meinen ersten Besuch der Tauglschlucht hatte ich damals für mich mit einigen Bildern dokumentiert – das war im Jahr 2014!

In der Zwischenzeit war ich etliche Male in der Taugl, weil es einfach ein echter Topspot ist. So etwas sieht man nicht all zu oft und ich konnte mich jedes Mal wieder am Anblick des Wasserfalls erfreuen. Ich war auch mit einigen Workshop Gruppen dort, die natürlich auch immer alle happy waren. Vor meinen Workshop Terminen bin ich immer ein paar Tage vorher schon rein, um nach dem Rechten zu sehen, die Begehbarkeit oder Gefahrenstellen abzuchecken damit wir alle gut rein und wieder sicher aus der Schlucht kommen.

Bis 2018 war die Begehbarkeit so gut wie unverändert, bis auf zwei drei Bäume die in die Schlucht gefallen sind. Man musste mit der Wathose den Weg auf sich nehmen, denn die schmale und relativ tiefe Stelle im Kanal konnte man ohne definitiv nicht passieren. Außer man ging volles Risiko ein und versuchte über die Wülste im Gestein über den Kanal hinweg zu gehen, während man sich an der anderen Seite der Felswand abstütze – in Schräglage sozusagen. Das konnte gut gehen oder auch nicht – und ich habe oft genug gehört damit Leute dabei abgerutscht sind und dann die Wathosen mit eiskaltem Wasser vollgelaufen sind. Also nicht ohne die ganze Aktion.

Auch direkt am Hauptmotiv war es so, dass man je nach Körpergröße bis zur Brust mit seinem Stativ im Wasser stand um den kleinen Wasserfall zu fotografieren.

Als ich im letzten Jahr — 2019 zur Visite in den Tauglbach bin war der Weg anfangs wie gewohnt passierbar, jedoch nach der dritten Kurve sah alles völlig anders aus! Ich musste mich selbst erst orientieren da sich innhalb von ein paar Monaten das Blatt völlig gewendet hat. Ein riesiger Fels, über den wir vorher geklettert sind und durch den wir unten drunter die Rucksäcke durchgeschoben haben, der lag plötzlich mitten im Bachlauf. Der Absatz, von dem man ein Stück übers Wasser springen musste, er ist nicht mehr da, er ist von Geröll verschüttet! Die kniffligste Stelle, der enge Wasserkanal – auch der ist so sehr von Geröll aufgeschüttet, dass man mit einfachen Gummistiefeln durchgehen kann, weil das Wasser nur noch bis zum Knöchel geht!
Weiter hinten am Wasserfall, genau das selbe. Man muss sich überhaupt nicht mehr ins Wasser bewegen, da das ganze vom Wasserfall ausgespülte Loch rappelvoll mit Geröll ist! Also völlig andere Gegebenheiten als all die Jahre zuvor.

Auch dieses Jahr 2020 war wieder ein paar mal dort und ich muss ich sagen, nachdem ich jetzt mittlerweile schon so oft dort war und sich die Lage dort so extrem verändert hat, war für mich persönlich im Oktober 2020 mein letzter Besuch dort.

Die Natur ist unberechenbar, das ist so und das ist natürlich auch gut so.

Und jetzt kommt das Aber… aber, ich habe bei jedem Besuch immer und immer wieder den Wasserfall angeschaut und vor allem die Hölzer die darin verkeilt sind. Dazu im Hinterkopf diese Unmengen an Schotter im Bachlauf – diese zwei Dinge haben mich dazu bewegt, mich und vor allem keine Workshop Touren mehr dort hin zu bewegen.

Denn ich möchte nicht dort drin stehen, wenn sich die Hölzer lösen und ein Wasserschwall mich weg katapultiert oder die nächste Gerölllawine runter kommt. DAS geht gar nicht und das ist es mir auch nicht wert! Das kann von mir aus jeder für sich selbst einschätzen wie er möchte – aber keiner kann garantieren damit beim nächsten Besuch dort nichts von oben runter kommt.

Darum sage ich nach einem letzten Abschiedsfoto – bye bye Du schöne Tauglschlucht, die letzten Jahre waren ein Genuss – aber nun, nach all den Veränderungen ist leider für mich Schluss.

Passt auf euch auf – viele Grüße, Christian